Montag, 9. Februar 2009

Paceña


"wir wollen kein` Mercedes, wir wollen keinen Kat,
alles was wir wollen, ist Chilenoautoschrott"



einsam hinter den Barrikaden



dies ist keine gay pride Parade,
sondern die Flagge des Aymaraanteils
der indigenen Bevoelkerung


"Autos, Autos!"



nach der OP



dass die Schuhputzer mit ihren Masken keine Bankraeuber sind,
muss man erst rausfinden. Also Haende wieder runter.



Herzzerreissendes Duo


immer gut drauf, diese Zebrae

Ein guter Tag in La Paz sieht in etwa so aus: Anfahrt ueber den Kesselrand mit Blick in das total mit Stadt ausgepinselte Tal, einquartieren ins duestere Hotel Torino, raus aus dem Hotel in die Fussgaengerzone. Dort spielt ein blindes, altes Paar peruanische Lieder. Er selbstverloren an der Gitarre, sie singt mit tiefen Sorgenfalten und geballter Faust ihre Lieder von solcher Traurigkeit, dass einem ein dicker Kloss im Hals waechst. Nach kurzem Gespraech weiter in Richtung Tourishoppinglaeden, um den Daheimgebliebenen etwas Alpacaoides mitzubringen. Pullis und so. Auf dem Weg wird man von einem enthusiastischen Zebra - logisch - ueber den Zebrastreifen eskortiert. Eine prima Idee das, denn im Rest des Landes sorgt diese Art der Asfaltdekoration eher fuer tote Touristen, die sich selbstsicher wie zu Hause ihr Vorrecht vor den Motorisierten herausnehmen zu koennen glauben. Weiter oben wird man dann in ein etwas sehr langes Gespraech mit einem ecuatorianischen Schmuckhippie verwickelt, der einem ein paar seiner Kniffe zeigt, unendlich viel erzaehlt und einem ein wenig Draht schenkt und damit Anstoss zum baldigen Entstehen einer eigenen Ohrringkollektion gibt.
Dann sich wird in blinder Konsumwut auf flauschige Tierfellprodukte gestuerzt. In einem dunklen, schmalen Laden starrt unheimlich eine Unzahl fies grinsender Teufelsmasken auf einen herab, waehrend im Hintergrund eine dicke Omi suesse Kuesse der Reihe nach an alle Verwandtschaftsmitglieder in der Ferne entsendet. Als ihr massiger Leib den Tuereingang zum Hinterzimmer freigibt, wird staubige Rumpelkammer voller "Antiquitaeten" sichtbar. Dort setzt sie sich hin, ein alter Einaeugiger sitzt schon dort, vor einer Metallschale, in der ein Feuer brennt. Beim Betrachten des Wirrwarrs an Gegenstaenden hoert man den Singsang der beiden Alten, unter dem sie zweierlei Sorten nach Weihrauch duftenden Pulvers loeffelweisse in die Flammen pfeffern. Man wird eingeladen, ebenfalls sein Opfer an Urmutter PachaMama darzubringen. Eine Sorte Pulver fuer das Maennliche, eine fuer das Weibliche. Und mit ordentlich Schwung ins Feuer, damit es ordentlich zischt und die Flammen hochschlagen; das ist ein gutes Zeichen.
Nach getaner Wirtschaftsankurbelung durch extensiven Ethnowarenkauf bahnt man sich den Weg durch Mengen unter lauten Boellerschuessen (man muss kurz zucken und rausfinden, dass es keine Gewehrschuesse sind) lautstark fuer mehr Schrottautoimporte aus Chile demonstrierende Kleinbusfahrer und die ihnen entgegengestellten Ritterruestungspolizisten zum Hotel. Ruht dort kurz aus, macht sich dann wieder auf, verdrueckt unterwegs ein paar koestliche Strassensnacks mit dem festen Bewusstsein, dass man davon in spaetestens zwei Tagen einen ordentlichen Duennpfiff bekommen wird und geht ins Kino.
Von dort zurueckgekehrt ueberlegt sich bierselig die Freundin, inspiriert von einer Filmprotagonistin, sich mit der Nagelschere eine neue Frisur zuzulegen und wider Erwarten ueberlebt der Patient die Operation, nein, erwacht am naechsten Morgen sogar sichtlich optisch erfrischt.

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