Dienstag, 3. März 2009

¡Uiuiui Uyuni!

Unten gehts los! Dann nach oben vorarbeiten.






Nordchile: eine Art teures Bolivien mit asphaltierten Strassen
und groesserer Speisenauswahl







der letzte Bus von Bolivien



Laguna verde





an heissen Quellen quellen: das bringt den vom Nervengift
des Vorabends gebeutelten Touri auf Trab




Kater am Krater




nein, kein Erster Weltkrieg-Giftgas-Horror,
sondern maerchenhafte Welt der Geysire


alles ueberzogen von einer Panade aus funkelndem Eis




als Klangkulisse das feuchte Geblubber der Krater.






so enden Greenhorns



...mehr



und all das fuer nur eine handvoll Dollar...











el Arbol de Piedra






















Spass im Outdoorstudio





missguenstiges aber erfolgreiches Konzept:

1200 Jahre alter Kaktus


¡aiiiii!





arme Kolobris: sogar die Blumen haben Stacheln



ohne Jacke, Muetze und Schal:
erfrorener Ureinwohner


wo die Wundersaettigungsbeilage gedeiht:

Quinuaanbau in ueber viertausend Metern


der bunte Vulkan





wenn hier Fisch im Salzmantel gebacken wird,

bedeutet das meist Knochenarbeit fuer die Koechin









unterwegs von Tupiza nach Uyuni


Wer drei Tage im Weltraum verbringen will, ohne die Erde mit den Abgasen des teuren Raketensprits zu belasten, sollte sich eine dreitaegige Tour durch die Uyunisalzwueste und umzu goennen. Die Luft dort ist aehnlich duenn und man faehrt durch Landschaften, die man auf der Erde so nicht erwartet haette.
Einzig die Einsamkeit des Alls muss man vermissen, denn man befindet sich in stetem Wettbewerb mit anderen Jeeps voller Touristen, die fuer den zehnminuetigen Fototermin von highlight zu highlight rasen.
Henni und ich hatten nach einigem Feilschen eine dreitaegige Tour an Land gezogen - wie immer unter dem Versprechen strengster Diskretion gegenueber den anderen Gruppenmitgliedern (um nicht herauszufinden, dass die wiederum viel weniger bezahlten). Die Gruppe bestand aus zwei sehr netten Amis - Koch und Konditorin und zwei sonderbaren franzoesischen Schweizern, die sich ueber eine gemeinsame Exfreundin kennen gelernt hatten und daraufhin konsequenterweise zusammen vereist waren. Und die ausserdem keinerlei Sprachen ausser der ihren sprachen, fuer Gespraeche also weitgehend entfielen.
Unser Guide war eigentlich nur unser Fahrer, ein netter Kerl zwar aber nicht unbedingt gewappnet, unsere Fragen bezueglich der sights zu beantworten.
Dazu gab es noch eine Koechin Andrea (!) und Jimmys Sohn Diego.
Mit den beiden Schwyzern und uns im Gepaeck heizte unser Personal am ersten Tag durch die Salzwueste, vorbei an einem kleinen Kaff, in dem es lauter Sachen aus gebackenem Salz zu kaufen gab. Zum Beispiel Aschenbecher. Danach gabs einen Stop im Salzhotel, das mittlerweile nur noch Museumshotel ist, weil den Salzabbauern auf Dauer nicht der Gedanke gefiel, das gleiche Salz abzubauen und zum Verzehr zu bereiten, in das dieses Hotel seine Kloake ableitete. Ziemlich langweilige Angelegenheit, denn die Salzbriketts sind alle ziemlich abgewetzt und schmutzig und der ganze Laden dient mittlerweile lediglich zwei unglaublich muerrischen Kioskbetreiberin als Unterbringung.
An einem schoen bunten Vulkan am Rande des Salzsees machten wir Halt in einem Doerflein und lasen die beiden Amis auf, die dort am Vortag einfach ohne Weiteres zurueckgelassen worden waren und so einen unfreiwilligen Extratag fuer den Ausflug hatten. Ausserdem wurden wir ein Stueck weit den Berg hinaufchauffiert, um uns eine Hoehle mit dort vor langer Zeit elendiglich erfrorenen und daher entsprechend zusammengekauert da hockenden Menschen - jetzt Mumien - anzusehen.
Dann gings zurueck uebers Salz auf eine Insel voller Kakteen, zudem hatten Henni die obligatorische Fotosession fuer die Fotos ohne richtige Perspektive, die schon in den Reisebueros in unzaehligen Varianten die Waende schmuecken. Leider waren unsere Moeglichkeiten, da wir nur zu zweit waren und keinen Fotografen dabei hatten, etwas eingeschraenkt.
Von der Kaktusinsel ging es runter vom Salzsee und nach einer Weile in ein ranziges Hostel, dessen Matratzen der Koch sehr treffend als Mueslischuesseln bezeichnete, so konkav wars obendrauf. Zum Glueck machte die reichliche Kost unserer Privatkoechin einiges wieder wett und als wir am naechsten Morgen auf dem Innenhof des Hostels unseren zweiten und wesentlich groesseren Skorpion der Reise fanden, waren wir mit dem Schuppen wieder vollends versoehnt.
Der zweite Tag fuehrte uns stundenlang im Holperjeep auf der Rueckbank ueber offene Wueste und einen braunen Salzsee. Gegen Nachmittag erreichte man dann eine Reihe von unterschiedlich farbigen Seen, in denen rudelweise Flamingos rumstiefelten und ihrem eintoenigen Tagwerk nachgingen, das heisst Algen (oder was auch immer in der Bruehe schwimmt) durch ihre krummen Schnaebel schluerfen und Fotomotiv fuer Touristenschwaerme sein.
Gegen Nachmittag und nach etwa vier bis fuenf Flamingoseen kamen wir in unserer Unterkunft an. Henni und ich beschlossen sogleich, einen kleinen Spaziergang in die Richtung zu unternehmen, wo der Boden so verheissungsvoll knallgelb schimmerte und vielleicht noch ein paar Fotos zu schiessen. Da man auf diesen weiten Flaechen zwangsweise die Entfernungen unterschaetzt, waren wir gute drei Stunden unterwegs (was sich dank der feinen Wildwest-Duellfotos vollkommen gelohnt hat). Als wir uns dem Hostel naeherten, konnte man bereits von Weitem lautes Gegroehle und Geschrei hoeren, das sich bei unserem Eintreten in den Gemeinschaftsraum nocheinmal ueberschlug. Unsere Gruppe hatte in der Zeit unserer Expedition die kompletten Biervorraete des Kiosks nebenan gepluendert, eine Flasche Whisky (leider nur fast, die Reste wurden uns aufgedraengt) geleert und stellte bei unserem Erscheinen nicht allzu subtil und lallend und vor allem sehr laut wueste Vermutungen ueber den frivolen Anlass unserer mehrstuendigen Absenz an.
Henni und mir war sofort klar, dass wir diesen Abend nicht gesunden Geistes ueberstehen koennen wuerden, ohne uns zumindest ungefaehr dem Zustand unserer Gruppe anzunaehern. Da diese allerdings die Abkuerzung ueber das bolivianische Starkbier der Marke "Bock" genommen und dabei so ziemlich die Bestaende des Ortes verbraucht hatte, mussten wir uns zunaechst um die Beschaffung entsprechender Rauschmittel kuemmern.
Zusammenfassend: das gelang uns ebenso wie die erwaehnte "Annaeherung" recht gut. Schnitt.
Um etwa acht bis zehn Uhr waren alle im Bett, Jimmy (der FAHRER!!) schon um sechs, nachdem er, unfaehig zu sprechen von der Bank gefallen und sein Kopf an ein Stuhlbein geknallt war.
Ueberraschenderweise erstickte er waehrend dieser Nacht nicht an seinem eigenen Erbrochenen, sondern wankte am naechsten Morgen unter der Versicherung, er haette gar keinen Kater, aus seinem Zimmer, um den Jeep zu beladen. Vielleicht stimmte es sogar, dass er (noch) gar keinen Kater hatte, sondern noch durch seinen Rausch getragen wurde, der ihm fuer diesen Tag eine Extraportion Selbstvertrauen fuer seine Chauffeurstaetigkeit verlieh. Mit einer Hand am, mit der anderen laessig die Augen gegen die Sonne abschirmend raste er in halsbrecherischem Tempo ueber eine Mischung aus kinderkopfgrossen Felsbrocken, kniehoch aufgeworfenen Fahrrinen aus Sand und Schotter. Die einstimmige Bitte der Gruppe, etwas vom Gas zu gehen, wurde mit einem etwas herablassenden Laecheln abgetan, fuenf Sekunden konnte man aufatmen, dafuer gings danach noch einen Tick schneller voran.
Auch die Tatsache, dass der Jeep in einer Kurve bergab heftig mit dem Heck ausbrach und Jimmy uns Unangeschnallte nur mit einem ruckartigen Gegensteuermanoeuver vor zahlreichen Ueberschlaegen bewahrte, schien ihm nicht Anlass genug, das Tempo zu drosseln. Vielleicht hatte er einen wichtigen Termin zurueck in Uyuni.
Neben der milden Todesangst, die uns allen im Genick sass, war besonders der Gedanke, dermassen verkatert, mit ohnehin schon schmerzendem Kopf und mueden Gliedern den heftigen Schlaegen ohne Gurt im Inneren eines mit siebzig Kmh den Berg runterkullernden Jeeps zu sitzen, besonders unerfreulich. Ansonsten gerne, aber dieser Morgen war unpaesslich.
Ein absolutes highlight, das die Raserei bis zu diesem Punkt vollkommen rechtfertigte, war allerdings der Sonnenaufgang bei den Geysiren. Der Boden war ueberall mit einer dicken Schicht Raureif ueberzogen, der vor der Kulisse der fauchenden und blubbernden Geysire im goldenen Licht der aufgehenden Sonne glitzerte oder so aehnlich.
Die kommenden Stunden waren noch einmal die Hoelle auf vier Raedern, bis wir zu den warmen Quellen gelangten, in denen wir unseren angstverkrampften, geschuettelten und vergifteten Koerper ein wenig Entspannung anbieten konnten. Daraufhin wieder etwa eine Stunde des alten "Kannst Du bitte langsamer fahren? - *grins* Na klar - Brrrrrrmmm!", bis wir nach einem kleinen Stop an einer letzten, diesmal angeblich gruenen, Laguna unserer Gruppe, Jimmy und Bolivien insgesamt den Ruecken kehrten und die Grenze nach Chile ueberquerten; voller Freude auf Asphalt, Verkehrsschilder und deren Gueltigkeit.