Sonntag, 19. Oktober 2008

im Folgenden: Perú

Auch wenn die Leertaste recht augeleiert ist: endlich eine Tastatur, auf der ein zusammenhaengender Text physisch moeglich ist. Die verblichenen Buchstaben sind mit goldumrandeten, gruen gefuellten Lettern ersetzt, wie man sie auf einem Saloonschild erwarten wuerde

Unsere Unterkunft in Vilcabamba war der ideale Ort, um das erste Mal von Montezumas unausweichlicher Rache ereilt zu werden. Was plangemaess auch eintraf und zwei, drei faule Tage, (dem ausgekluegelten, hauseigenen Wanderpfadsystem, dass einem Bewegung an frischer Luft aufzudraengen schien, zum Trotz) rechtfertigte. Und diese faulen Tage konnte man im Hostal Izhcayluma wunderbar fuellen: neben dem Notwendigsten (WC) verfuegte die Anlage ueber einen Billardtisch, eine Bar, Tischtennis, Haengematten, einen Pool, einen riesigen tropischen Garten und vor allem: ein echt gutes Restaurant.
Am vierten Tag aber nahm unter anderem unser Wunsch Form an, eine der Touren auszuprobieren, die herrliche Ausblicke auf zwei Taeler versprach.
Und tatsaechlich war es eine der schoensten Wanderungen: ein Grossteil der Strecke verlief auf einem Bergkamm. Links und rechts des kleinen Pfades ging es teilweise recht steil bergab, ohne je gruselig zu sein. Blaue Steine markierten den Weg und tauchten immer genau dann auf, wenn man sich nicht mehr sicher war, auf der richtigen Spur zu sein. Der letzte Teil der Wanderung fuehrte durch ein ausgetrocknetes Flussbett, das als einzige Herausforderung eine Reihe wandererfeindlicher Stacheldrahtzaeune zu Ueberwindung stellte.

Unsere Abreise aus Vilcabamba stellte zugleich auch unsere Abreise aus Ecuador dar. Mitten in der Nacht wurden wir ueber die Grenze geschleust, naja, unter den wohlwollenden Blicken und Stempeln der jeweiligen Grenzbeamten.

Die erste Station in Perú war die Stadt Piura, wo wir in einem sehr guenstigen Zimmer unterkamen, dessen Matratze mich wieder daran erinnerte, warum ich vor Jahren beim Allergietest so eine riesige Beule beim Pieks fuer "Hausstaub" bekam.
Ansonsten eine Stadt, die uns in der kurzen Zeit nicht viel zu bieten hatte ausser einen unserer mittlerweile rituellen Kinobesuche. Jedes Mal der gleiche Schrott und doch irgendwie immer ganz nett. Ausser, dass es nur salziges Popcorn gibt.

Chiclayo machte einen aehnlich sympathisch unaufregenden Eindruck: viel Alltag, wenig Touristen. Spannend war lediglich der zufaellige Besuch eines ausufernden Marktes, der alle nur vorstellbaren Nachfragebereiche grossflaechig abdeckte. In der (fuer alle Sinne) immer aufregenden Fleisch- und Fischgegend sowie in der bunten Obstecke wurden wir erstmalig mit der angenehmen peruanischen Freundlichkeit konfrontiert. Unserem mangelnden Kaufinteresse an Schafskoepfen und getrockneten Rochen begegnete das mangelnde Verkaufsinteresse und die ehrliche Neugier der einheimischen Standbesitzer. Schoen war es, seine Standardfloskeln ueber "woher, wohin, wie lange" nicht (wie so hauefig) im Kontext eines Verkaufsgespraechs abzuwickeln.
Sogar einen klitzekleinen Flohmarkt gab es. Sensationell!

Die Weiterreise fand zum zweiten Mal in einem Nachtbus statt. Vor denen wurden wir zwar aus Sicherheitsbedenken anfangs gewarnt. Wer auch immer allerdings diese Warnung formuliert hatte, muss etwas anderes als die peruanischen Luxuslinerbusse meinen: Stewardess, bettaehnliche Polsterstuehle und ein Snack sowie ein sehr moderner Bus und das Vorlesen der Sicherheitsvorkehrung vor Abfahrt gewaehrten zumindest das Gefuehl ausgesprochener Sicherheit. Dafuer zahlt man gern einen Zacken mehr. Besonders ausgeschlafen kommt man trotzdem nicht unbedingt an.

Die letzten drei Tage waren ausserordentlich aktiv. Chachapoyas, der Ort, an dem wir sie verbracht haben, ist nach einer Kultur benannt, die in dieser Region fuer gute sechshundert Jahre regiert haben. Bevor die Incas im Laufe ihrer klaeglichen siebzig oder so Jahre einfielen und den Chachapoyas den Garaus machten, bevor dann wieder die Spanier einfielen und die Incas hinmetzelten, was wiederum die Chachapoyas sehr gern sahen. Diese haben jedenfalls jede Menge Schmankerl fuer die Archaeologen liegen gelassen, wovon das spektakulaerste eine Festung namens Kuelap ist. Achtung, beeindruckende Zahlen: dreimal soviel Steine schleppten sie fuer das Bauwerk an, wie die Pharaonen ihre Sklaven auf die Pyramiden haben stapeln lassen. Und viel groesser als Macchu Picchu ist es auch: bis zu viertausend Menschen passten rein statt nur laeppische sechshundert. Dafuer macht man sich schon mal die Muehe, um drei Uhr morgens aufzustehen, um das Ganze im goldenen Morgenlicht zu sehen und fuer sich allein zu haben.




oben: Panorama mit Lama

unten: durch den schmalen Eingang konnte immer nur ein (dicker) Mensch. Praktisch bei Belagerungen, unpraktisch bei Feueralarm.


Ein anderer Ausflug in ein nahegelegenes Oertchen namens Huancas, um einen schmucken Canyon zu besichtigen, gestaltete sich als echtes Erlebnis, da der Ort an dem Tag sein grosses Dorffest feierte. Highlights waren: die vielkoepfige Band (weniger die schiefen Klarinetten, mehr die schicken Blechblaeser), der Toepferwettbewerb der Kinder (spitze: die Jungen, die alle moeglichen Tiere und Figuren und so toepferten; enttaeuschend: die Maedchen, die wie Mutti alle nur Schaelchen und Toepfe bastelten), Toepferwettbewerb der Erwachsenen (alte Muttis: Toepfe, aber echt fix und schoen) sowie das Getraenk aus dem Benzinkanister, das wie in der Chemotoilette nach dem Campingurlaub aussah, aber ganz gut schmeckte und wohl aus gegorenem Zuckerrohr war.
Ein weiterer Tag fuehrte uns nach mehreren Fahrten in klapprigen, vollbesetzten PKWs ueber holprige, staubige Strassen in jeweils noch kleinere Kaeffer zu einem Ort namens Karajia, wo einst die Chachapoyas sich in weiser Voraussicht auf fogende Entwicklungen in der Tourismusbranche auf halbe Hoehe einer senkrechten Felswand kletterten, um dort ein paar ihrer Verstorbenen in Menschenfiguren aehnlichen Sargophagen aus Holz und Lehm zu beerdigen, die dort heute noch stehen und ins Tal kieken.

Heute ist Tag der Untaetigkeit, da wir es dieses Mal nicht geschafft haben auf eigene Faust, d.h. per colectivo (Schepperkarre, die losfaehrt, sobald genug Leute zum gleichen Ort wollen) zur catarata de Gocta zu gelangen. Das ist naemlich der dritthoechste Wasserfall der Welt, der kuerzlich erst (bei seiner Erstvermessung vor zwei Jahren) die jaemmerlichen Yosemite falls auf Platz vier verwiesen hat. Dafuer werden wir leider ganz unindividuell auf die Dienste einer tour agency zurueckgreifen muessen, da die uns das unwiderstehliche Angebot gemacht hat, uns danach sogleich im Ort unserer Weiterreise abzusetzen.
Dann geht es zum maechtigen Amazonas und seinen wohl sehr freundlichen (Menschen) und sehr fiesen (Fisch, der die Harnroehre hochschwimmt und in der Blase, schreckliche Qualen verursachend Blut saugt) Bewohnern...


erfrischendes Huancas: Miniplaybackshow ohne Zauberkugel, Linda de Mol und Ehrgeizgoeren



ebenfalls in Huancas: Toepferwettbewerb der Kinder.
Der amorphe Klumpen ist bald ein huebsches (langweiliges) Toepfchen.


guess what: des Lama


wiederum Lama mit Kuelapmauer und Mond im Ruecken



nette Menschen mit blutigen Hobbies (zum Beruf gemacht)

nette Menschen, die u.a. sehr kleine Aepfel verkaufen (die aber nicht sauer sind)

und das ist schon ziemlich rangezoomt: kreative Saerge im Berg.

warum schwimmt das eine Ei und das andere nicht?
Die drei habens uns erklaert.



Dienstag, 14. Oktober 2008

kleiner Snack

Wieder ein kommentarloser Bilderhaufen. Hoffentlich aendert sich das bald, aber auf dieser stoerrischen Tastatur einen zusammenhaengenden Bericht zusammenzuhaemmern ist Zeitverschwendung. Wir sind uebrigens in Perù!







Blick bei Tag und bei Nacht aus unserem Hostal Izhcayluma in Vilcabamba, letzte Station in Ecu.




Das Staebchen auf dem Mueckengitter, dessen Unterseite die Schoene hinter dem Mueckennetz
so andaechtig betrachtet ist, ob man es glaubt oder eben nicht, ein Tier. Oja!
Perfekt an seine Umgebung, das Mueckennetz, angepasst.




Einblicke vom Vilcabamba Loop, einer prima Wanderroute. Die Tastatur samt Elendscomputer fliegt gleich in hohem Bogen aus dem Fenster. Grrr!



Kolonialstadt Cuenca, was auf Quetchua soviel bedeutet wie: hier werden Seile und Koerbe zu vernuenftigen Preisen feil geboten.







Dumm: Pokerkoffer vergessen. Ausgerechnet.

Gar nicht dumm: Improvisation mit den bunten Steinen, die massenhaft am Strand liegen, als Pokerchips.

Wiederum dumm: nach dem Trocknen sind alle wieder ziemlich grau.




Hoher Besuch: Lucas fliegt fuer eine Woche und ein gnadenloses Pokerspiel nach Ecuador.



Unterwegs zum Walsonarzerstoeren stellt die verwitterte Sanson mit der Besatzung aus schraegen Voegeln ein duesteres Spiegelbild unserer vorbegleitenden Expedition dar. Oder so.





Fuers Kochbuch: Strandgut natuerlicher und industrieller Provinienz liefert reichlich Material fuer Stillleben.


Ein zutraulicher Pelikan stand laengere Zeit, in der unausgesprochene, fast magische Verbindung entstand, Modell, reckte dabei fotogen den Hals mal so und mal so. Hier eine eher klassische Pose mit niesligem Fischerdorf Puerto Lopez im Hintergrund.