Sonntag, 28. September 2008

Bergetappe

Satanas, das wilde Rodeoschaf aus Quilotoa



Aus Quilotoa gehts runter auf schlappe 1800m nach Baños. Die Luft ist fast zu dick zum Atmen, wie Sirup im Vergleich zu da oben. Dennoch sind wir sehr aktiv, genau wie der Vulkan, an dessen Fuss der Ort gelegen ist und der die heissen Quellen waermt, nach denen er benannt ist.
Einen Tag kraxeln wir (Henni heldenhaft mit Flipflops) 1200m nach oben, um uns den Vulkan von Naeherem zu betrachten, was eine dichte Nebelwand uns leider untersagt, den naechsten schwingen wir uns auf Mountainbikes, um entlang eines von zahlreichen schmucken Wasserfaellen gespeisten Flusses, der in einer seitlich der Strasse tief abfallenden Schlucht verlaeuft (s. Bild) ein paar Stunden bergabzugondeln. Ueber jeden Meter bergauf, wann immer wir wirklich strampeln muessen, sind wir entruestet. Das stand nicht im Fuehrer. Aber so wird es immerhin zu einem sportlichen Ereignis im weitesten Sinne.

Einen weiteren Tag, jedes Mal gestaerkt durch ein herrliches Fruehstueck mit wirklich guten Broetchen, absolutes Novum, besuchen wir das "animal prison", wie der oertliche Zoo auf der Karte beworben wird. Der ist nicht nur spannend an einen Berghang mit Blick in eine weiteres steiles Tal gebaut, sondern es schien auch, als mache es einen Unterschied, die Tiere im gleichen hinter Gittern zu sehen, in dem sie einem theoretisch auch ohne Gitter ueber den Weg laufen koennten.


Nach vier Naechten lechzen wir wieder nach Hoehenluft und die bekommen wir reichlich: Weltrekord (persoenlicher) - 5000m hoch. Davon sagenhafte 150 Hoehenmeter aus eigener Kraft, den Rest zum Glueck per Taxi. Wir haben Glueck und bekommen sogar einen ziemlich fantastischen Blick auf den Chimborazo, den Berg den man bis 1856 oder so (Henni Andrews - Recherche und Archiv - die jetzt ebenfalls eingetragene Autorin dieses blogs ist, liefert noch die genauen Daten) fuer den hoechsten der Welt hielt und der mit seinen 6310m dieses Amt zwar lange nicht mehr inne hat, dessen Gipfel aber troestlicherweise der am weitesten entfernte Punkt vom Erdmittelpunkt ist - wegen der Beule, die die Erde am Aequator hat.

Mehr gefaellig? Kollege A. v. Humboldt scheiterte am Versuch der Erstbesteigung und erhielt hier Inspiration fuer die Beschreibung der Hoehenkrankheit. Was fuer ein Weichei. Wenn auch etwas schwaechlich auf der Brust und mit kleinen Trippelschritten, bewaeltigten wir den Weg bis zur obersten ohne Eispickel zugaenglichen Huette mit Leichtigkeit. Ohne Kopfweh.
Der Weg bis zum Gipfel haette uns sicher auch keine Probleme bereitet (anders als all denjenigen, derer am Fusse des Berges mit Steintafeln gedacht wurde), leider fehlte es aber am noetigen Equipment, das war alles.
Der Chimborazo sollte uns uebrigens dank blendendem Wetter auch die folgenden Tage noch begleiten, von ueberall, selbst aus grosser Ferne, leuchtete sein weisses Haupt noch auf einen herab. So zum Beispiel am Folgetag, als wir, an den wohl schoensten Tag in Kambbodscha uns erinnernd, an dem wir eine tagfuellende irre Fahrt auf dem Dach eines Zuges verbrachten, eine irre Fahrt auf dem Dach eines Zuges zu verbringen gedachten. Doch schon bei der Ankunft wurde klar, dass diese Fahrt ganz anders werden wuerde: Horden von Touristen zusammengepfercht auf dem Dach eines Zuges, Chipsverkaeufer und hartnaeckige Panfloetenspieler, schlimmer und schlechter als die vor Kaufhof, aetzend. Die Waggons, auf deren Daechern man sass, wurden nicht einmal wenigstens symbolisch mit irgend etwas wie Post, ein paar Rindern oder Dachlatten beladen, um wenigstens den Schein der Authentizitaet zu erwecken. Es ging nur um die Touris auf dem Dach.
Henrike und ich waren entsetzt und zeigten unseren Unmut, indem wir die Sitzkissen, die man uns fuer einen Dollar zusaetzlich zum ohnehin teuren Fahrschein verkaufen wollte, forsch ablehnten und unser Sitzfleisch die folgenden sieben Stunden stoisch mit stahlhartem Wellblech quaelten. Der saucoole Schaffner stand auf dem wild schaukeldenen Zudach wie
ein Schilfrohr und zuckte keinmal mit der Wimper.




Die Fahrt selber versoehnte einen allerdings wieder mit dem ganzen Unternehmen. Auch wenn die Fuelle der Fotolinsen, die vom Dach des Zuges herunterblinzelte und die teilweise wie Geisterbahnfiguren mechanisch und unentwegt winkenden Einheimischen einen etwas bescheuerten Eindruck machten, war die Landschaft, die man langsam, schaukelnd und mit kreischenden Gleisen durchfuhr, jeden Cent wert. Die Narìz del Diablo allerdings, die das Ziel der Fahrt sein sollte, diese Teufelsnase also musste einem wirklich ausdruecklich als solche gezeigt werden, denn sie hatte genauso viel mit des Teufels Nase zu tun wie jedweder Steinhaufen, um den sich der Zug vorher geschlaengelt hatte.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Ort namens Guaranda, an dem es nach dieser Nummer eine wohltat war, fuer zwei Tage der einzige Tourist zu sein, verliessen wir das Gebirge, um in einer ziemlich halbrecherischen Fahrt per Bus ueber Guayaquil nach Puerto Lopez zu gelangen, einem Ort an der Pazifikkueste, an dem wir jetzt ein paar Tage entspannen, bevor mein Bruder Lucas zu uns stoesst und wir auf Buckelwalfang gehen. Oder zumindest Buckelwale angucken, die lungern hier naemlich rudelweise rum.

Donnerstag, 25. September 2008

New, improved!


Versprochen ist versprochen,
deshalb schalten wir im Folgenden eine Seite Werbung fuer eine aufstrebende weltweite Hotelkette, die vor wenigen Monaten feierlich ihre erste Filiale im schoenen Andenkaff Quilotoa eroeffnet hat. Da es bisher zu windig war, um das aufwendig in der Stadt gestaltete Leuchtschild aufzuhaengen, mangelt es ein wenig an Kundschaft. Dem Abhilfe zu schaffen haben wir versprochen und allen Besuchern dieser Seite einen Besuch im Hostal Conejito (Haeschen) nahezulegen, sollten sie sich einmal ins feine Oertchen Quilotoa mitten in den ecuatorianischen Anden verlaufen.

Jeden noch so skeptischen Geist sollte schon der Preis ueberzeugen: 6$ p.P inklusive Abendessen und Fruehstueck! Dabei stammen alle hierfuer verwendeten Produkte aus eigenem Anbau, vom Reis abgesehen, inklusive des Schaffleisches, dessen Verzehr ein wohltuendes Training fuer die Kaumuskulatur bietet. Vom Glueck der Schafe kann man sich auf den Abhaengen hinter dem Haus ueberzeugen, wo die beiden Soehne des Hauses ihre Nachmittage damit verbringen, Hasen zu jagen und auf die 28 Schafe aufzupassen, die frei herumspazieren.

Dem rauhen Klima, das auch vor den Ritzen an den Fenstern und Tueren des juengst errichteten Hauses mit einer Kapazitaet von 4 Gaesten in 2 Zimmern nicht Halt macht, kann man sich mittels zahlreicher warmer Decken schuetzen. Die neue Matratze ist gemuetlich und sollte nachts ein kleines Malheur passieren: macht nichts, sie ist noch komplett in Plastik eingewickelt, was zudem das gewisse Knistern im Bett garantiert.



Ein weiteres Highlight ist der Fernseher nebst DVD-Player, neben dem sich neben Aufnahmen zahlreicher Folklore-Highlights Ecuadors auch einige Perlen der Filmgeschichte tuermen: So kamen wir unverhofft in den Genuss von Jean Claude vanDamme in "Cyborg" (must see!), Jean Claude vanDamme in "Kickboxer" (einer seiner besten Filme), Wrestling-StarJohn Cena in "the Marine" sowie Arnies Klassiker "Predator".



Fuer die grundlegenden Beduerfnisse (Kaubonbons, Gluehbirnen) befindet sich im Erdgeschoss/Eszimmer ein kleiner Tante-Emma-Laden, der ebenfalls von der Familie gefuehrt wird und eine ulkige Zusammenstellung von Dingen feil bietet.

Inhaberin ist die fuenfjaehrige Yessica, die in Begleitung ihres Bruders von der Schule zurueckkehrend auf einem der Bilder zu sehen ist.

Die Aussentoilette verfuegt ueber einen manuellen Spuelmodus (Eimer), ist aber sehr sauber.

Die Gastgeber sind einfache, bescheidene und sehr freundliche Leute, lediglich mit den Kindern (beide Jungs Freunde und Kenner des gepflegten Action-Trash-Kinos - s.o. - und sehr gespraechig) wird hin und wieder schnalzend und zischend auf Quetchua geschimpft.



Zu guter letzt verfuegt das Hostal ueber einen eigenen Aussichtspunkt ueber den herrlichen Lake Quilotoa (s. letzter post), kein umzaeunter Balkon wie sonstwo, sondern stets mit der erfrischenden Moeglichkeit, metertief in den steilen Krater zu stuerzen.


Wer jetzt bei seiner naechsten Reise nach Quilotoa noch in einem anderen Hostal als dem Conejito uebernachtet, den kann man nur bemitleiden.

Also: jetzt reservieren!




Donnerstag, 18. September 2008

Uva&Durazno

Ein paar unkommentierte Eindruecke von unserer Reise zum Lake Quilotoa (3800m), Zwischenstop in Zumbahua.










P.S.: siehe weiter unten: ein paar neue Bilder aus Santa Teresa (Surfen ist Krieg) + Bilder zum letzten Bericht!

Montag, 15. September 2008

Barbie

So, weiter gehts.


Ecuador also. Schon der Anflug war spektakulaer. Nicht etwa, weil die beleibte panamaische Reisebueroleiterin neben mir, die mindestens die Haelfte meines Platzes mitbezahlen haette muessen, mir in anderthalb Stunden die tiefe Symbolik hinter den Motiven und Farben ihrer Visitenkarte erklaerte. So packend das auch war, es hielt mich leider weitgehend davon ab, die irre Stadt Quito, umgeben von sieben Vulkanen, weit ausgestreckt ueber mehrere Taeler und zum Teil von schroffen Abhaengen durchzogen, aus mehreren hundert Meter Hoehe zu geniessen. Noch kurz vor der Landung musste man sich wundern, wie der Pilot denn wohl inmitten der zahllosen einstoeckigen Haeuser zu landen gedachte, als wir dann kurz darauf auf der Landebahn mitten in der Stadt aufsetzten, fragten wir uns nur noch nach den Mietpreisen fuenf Meter unter der Einflugschneise.


Quito von unten gestaltete sich dann wieder wie alle groesseren Staedte zweischneidig: einerseits eine wunderschoene Altstadt voll mit Kolonialkloetzen und ein paar huebschen Kirchen, garniert mit Hundertschaften von uniformierten Schulkindern und diversen bauchnabelhohen, krummen Indioomis mit Hut.

Andererseits unser Hostel, in dem sich das uebliche feierwuetige Travellervolk einfand und dessen Party- und Groehllust jeden Montag, Mittwoch und Freitag mit 12 Litern gratis Rumcola (80% Rum, 20% Cola) ins Unermessliche gesteigert wurde. So mussten die vollkommen nicht an 2800m Hoehenluft gewoehnten und mueden Protagonisten dieser Geschichte um 5.00h morgens ihr ehrenwertes Vorhaben, um 22.00h ins Bett gegangen zu sein, verfluchen, als nach vielen schlaflosen Stunden und zwei heldenhaften und mir sonst ganz und gar unangenehmen und noch dazu sehr freundlichen Versuchen, um Ruhe zu bitten, ein vollkommen besoffenes Irenmaedchen anfing, traditionelle irische Volksweisen zu jodeln oder jaulen.

Das war allerdings nicht das wirklich Stoerende, zumal die Folgetage wesentlich ruhiger verliefen. Anstrengend waren die Raeuberpistolen ueber die Umgebung des Viertels, in dem unser Hostel wie auch die meisten anderen Absteigen gelegen waren. Der ein oder andere Bewohner unserer Unterkunft war schon unfreiwillig ein paar Dollar leichter gemacht worden und das nicht allzuweit von der Haustuer entfernt. Daher stuermten Henni und ich forschen Schrittes und mit aengstlich wandernden Augen in Windeseile um den Block, wenn es galt, sicher zum koestlichen Steakhouse um die Ecke zu kommen. Schwer vorstellbar schien es bisweilen, dass in diesem lebhaften Partyviertel Gefahr drohen sollte und genauere Nachfragen ergaben, dass die Opfer entweder stockbesoffen waren oder gutglaeubig genug, sich von zwielichtigen Gestalten fuer den Konsum einer HipHopperzigarette in ein dunkles Hintergaesschen locken zu lassen. Dussels.

Trotzdem war es schoen, aus der Metropole entfliehen zu koennen. Zum ersten Mal fuer einen Ausflug an den Aequator, fuer den Aequador ja so bekannt ist, um mit einem Bein auf der einen, mit dem naechsten auf der anderen Hemisphere umherzustolzieren. Leider ziert diesen Tourimagneten ein potthaessliches Monument sowie eine aus dem Boden gestampfte ganze Stadt von Souvenirlaeden und Imbissen, obendrein befindet sich der Aequator in Wirklichkeit wohl gut und gerne 240m weit von der orangenen Linie entfernt, auf der die/wir Touris uns ablichten lassen haben. Trotzdem war es ein lustiges Gefuehl und wen kuemmern schon kleinmuetige GPS-Daten.



Der zweite Ausflug begann letzen Donnerstag und dauerte bis gestern, Sonntag. Eine zweistuendige Fahrt brachte uns ins gemuetliche Otavalo, wo Samstags wohl einer der groessten Maerkte Suedamerikas statt findet. Auch wenn dieser Markt im Wesentlichen auf die Touristen ausgerichtet ist, vom spannenden Tiermarkt (nichts fuer PETA- oder WWF-Mitglieder) und einem kleinen Krimskramsmarkt am Rande abgesehen, war es doch in den Tagen vor dem Markt sehr einfach, das Weite vor unseren Mitgringos zu suchen. Eine kurze Fahrt mit einem lokalen Bus brachte uns in Spazierreichweite des Parque del Condor, einem Reservat fuer bedrohte Raubvoegel aus aller Welt, insbesondere jedoch dem Schutze des maechtigen Symbols der Andenstaaten, dem Condor, gewidmet. Auf dem Weg dorthin brachten uns drei vergnuegte Schulkinder mit ihren Papierfliegern, die ich ihnen oder sie mit ihnen entweder aus Straeuchern oder Strassengraeben fischen durfte, in Stimmung fuer alles was fliegt. Ausserdem fuehrte der Weg durch die herrlichsten Andenaussichten, sogar den ersten Schnee bekamen wir aus der Ferne zu sehen. Auch wenn die Viecher dann selber leider alle in relativ kleinen Gehegen hockten, waren sie doch recht eindrucksvoll und im Fall einer Eulenarten recht lustig anzusehen. Der Condor ein echtes Geraet, kam auch gleich ganz nah rangeflogen, um sich darauf dann leider wenig fotogen stundenlang das Gefieder zu putzen, sprich seinen haesslichen Kopf unter seinen Federn zu verbuddeln.



Der Hinweg lieferte uns in Form eines jungen Maedchens zudem noch den Hinweis auf den groessten Schwimmwettbewerb des Landes (im offenen Wasser), ein garantiert tourifreies Erlebnis der Spitzenklasse, dass wir am kommenden Morgen besuchten. Der Gewinner brauchte fuer die 3800m im eiskalten Wasser 45.irgendwas Minuten, keine Ahnung ob das gut ist. Gut war jedenfalls der Rummel drumherum.

Den Souvenirmarkt liessen wir uns dann natuerlich auch nicht nehmen, schliesslich geht es in grosse Hoehen, allein heute auf 3800m, weswegen wir uns mit allerlei spottbilligen Wollartikeln ausruesteten, um jetzt lamagleich aller Kaelte trotzen zu koennen.

Den letzten Abend verbrachten wir mit einem kulturellen Event der etwas brutaleren Art: Durch den Tiermarkt so vorzueglich auf Gewalt gegen Tiere eingestimmt, folgten wir der Empfehlung (!) des Lonely Planet guide, sich am Samstag Abend einen traditionellen Hahnenkampf anzusehen. Nicht um die pickenden Gockel solle es da gehen, vielmehr um das ganze Spektrum menschlicher Emotionen der (wettenden) Menschen am Rande der Arena. Tja, liebe Reisefuehrerschreiber, leider scheint euch nicht immer klar zu sein, was fuer einen Einfluss ihr mit der Erwaehnung solcherart Geheimtipps in Millionenauflage habt: Da an dem Abend ausserdem noch der vorletzte Programmpunkt des vierzehntaegigen Stadtfestes statt fand, kamen kaum15 locals, die von mindestens 20 milchgesichtigen Reisefuehrerlesern ueberboten wurden. Uns und ein sehr nettes deutsches Paar, das wir vor der Arena kennen lernten, eingeschlossen. Im Innern, erste Reihe, hatten wir leider nur noch wenig Gelegenheit, uns weiter zu unterhalten, da mir so ein kleiner, stockbesoffener Mechaniker fuer die naechsten anderthalb Stunden mit seinem lallenden Spanisch das Hoechste an Konzentration abverlangen sollte. Nicht jedoch, ohne Henni in einem mir und ihr wohl auch unbekannten Mass an Intensitaet und Wiederholung als "bellissima", "lindissisma", "muy preciosa" und zur Kroenung, Achtung, jetzt kommts, mindestens zwanzig mal als "Barbie" (!!! /%$())???) zu bezeichnen (inkl. mehrere Glueckwuensche mit Handschuetteln an mich, den stolzen Eroberer), was sich im Laufe des Abends und hoffentlich auch auf meinen Protest hin in "princesa" verwandelte. Aber alles ohne schmierigen Hintergedanken, wie er zu versichern nicht muede wurde.
Der Kampf selber war so unspektakulaer wie eklig. Wir hatten - nein, zu Hennis Ehre - ich hatte zusammen mit Michael und Katrin, unseren Bekanntschaften des Abends, 5$ auf eines der mickrigen Haehnchen gesetzt, dessen Besitzer direkt hinter uns sass. When in Rome...hatte ich eigentlich gedacht als ich mich fuer diese Wette entschied, als aber im Folgenden die zwei Voegelchen anfingen, wie wild aufeinander herumzupicken und (zumindest unser Favorit) am Ende nur noch blutueberstroemt und hechelnd sich die Pickerei gefallen liessen und mir als Einzigem (welch schreckliche Metapher!) ein Spritzer Hahnenblut auf die Hand flog, hatte ich genauso sehr wie Henni grosse Lust abzuhauen. Immerhin endete der Kampf, bevor unser Champion sich entgueltig in Stuecke hacken liess, Anscheinend ein Sieg nach Punkten fuer den anderen Hahn. Und noch verrueckter, dass wir im Anschluss vom Besitzer des Verlierers noch 10$ ausgehaendigt bekamen. Ein Grund mehr, um den Laden zu verlassen, bevor man den mutmasslichen Irrtum bemerkte.

Die naechste Etappe beginnt in Latacunga, suedlich von Quito, von wo aus wir jetzt ein bis zwei Tage in die Pampa zum Lake Quilotoa verreisen werden, der soll naemlich ausserordentlich schoen sein.

P.S: die Kommentarfunktion ist nun fuer jedermann zugaenglich, d.h. man muss sich nirgendwo anmelden.

Sonntag, 7. September 2008

Blogpflege

Liebes Blog,

hoechste Zeit fuer ein paar panamaische Anekdoten.
Nicht jedoch, ohne zuvor noch eine nachdenkliche Geschichte aus dem regnerischen und kuehlen Heredia noerdlich von San Josè zu erzaehlen, die sich waehrend unseres dreitaegigen Aufenthalts dort ereignete. Die Naechte in Heredia verbrachten wir im Hotel Colonial . Nicht etwa, weil uns der Name der Unterkunft kolonialen Gringoluxus versprach, sondern, weil der Reisefuehrer es als die billigste Absteige auswies. In der Tat musste man wissen, wo man zu suchen hatte, denn das winzige rostige Schild ueber der Tuer haette man sonst nie gefunden. Das Zimmer, schlicht und in Ordnung, grenzte ebenso wie das Gemeinschaftsbad an das Wohnzimmer der Familie der Hotelbesitzer, welches seinerseits an die Kueche grenzte. Dies ist insofern von Interesse, als dass es bedeutete, dass man jedes Mal, wenn man das Zimmer verliess, sei es fuer den Toilettengang oder einfach nur, um das Hotel verlassen zu muessen, durch die Raeumlichkeiten dieser Familie musste, die zwar an sich sehr freundlich war, leider aber neben einer Handvoll Goldfische, die in einer furchtbar trueben Bruehe ein nicht minder truebes Dasein fristeten, auch eine Art Cockerspaniel besassen, dessen innige Liebe des ersten Abends - und das ist das Schlimme - ohne Vorwarnung am zweiten Tag in blinden Hass gegen mich umschlugen, der sich ungerechterweise tatsaechlich nur gegen mich, den Hundefreund, nicht aber gegen die Hundekritikerin Henni richtete. Von diesem Zeitpunkt, das heisst, nach einem Vermittlungsversuch der Gastfamilie, der in einem Biss in meinen Finger seitens des Spaniels endete, wurde jeder Gang aus und in das Zimmer zur Nahtoderfahrung, naja zumindest fast. Nicht nur hatte man es mit einer - das Bild zeigt es - Hoellenbestie zu tun, die bei Sichtkontakt bellend, knurrend und, wenn man nicht schnell genug war, beissend auf einen zugeprescht kam, auch wenn das Viech scheinbar in anderen Raeumen verweilte, musste man stets in Angst zur Toilette schleichen, ungewiss, ob man auf dem Rueckweg freie Bahn haben wuerde. Tatsaechlich konnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass der Koeter unser Zimmer belagerte: fast immer, wenn man vorsichtig die Tuer einen Spalt oeffnete, sass das Monstrum auf dem Sofa gegenueber und blickte aus boesen Augen zu einem herueber, um kurz darauf, siehe Bild, zum Angriff ueberzugehen. Und ich musste mich vor der Familie komplett zum Affen machen, wenn ich die Nase durch den Tuerspalt steckte, um die Lage zu ermitteln, oder, um die Flucht anzutreten, wenn der Hund unvermittelt um die Ecke gepest kam. Seitdem ist mein sonst so tadelloses Verhaeltnis zu Hunden deutlich geschaedigt.


Nachdem wir das Kapitel Heredia erfolgreich, das heisst, die zwei Freunde, die ich zu besuchen vorhatte, besucht habend, wenn auch hundetechnisch unversoehnt abgeschlossen hatten, fuhren wir auf dem schnellstmoeglichen Wege Richtung Panama.
Der Grenzuebergang wurde zu Fuss mittels einer rostigen, alten Eisenbahnbruecke zu Fuss unternommen und durch geschicktes Reinfallen auf den Tourifallenbus fuer teuer Geld schafften wir es noch am gleichen Abend auf die Isla Colòn der Inselgruppe Bocas del Toro. Dort brauchte es zwei Tage, die wir mit Lili, einer schweizer Freundin, die wir bereits aus Santa Teresa kannten und zufaellig im Bus wieder getroffen hatten, verbrachten, bis wir feststellten, dass es auf dieser Insel ausser teurem Essen, Rasta hier Rasta da und dem ewigen "Ey, where you goin`? Red frog beach, playa Wizard?" und aehnlichen Transportangeboten nicht viel zu holen war. Deswegen fuhren wir per Boot zur Isla Bastimentos, die fuenf Wasserminuten vom ganzen Tourirummel entfernt ein herrliches karibisches Dorf beherbergt, mit Horden spielender Kinder, im Schatten sitzenden Mamas, bunten Haeusern und keinem, der einem die ganze Zeit was andrehen will. Lili war inzwischen ausgeschieden, da es ihr nach einem nur kurzen aber flaechigen Intermezzo mit einer fiesen Qualle waehrend unseres hierdurch abgekuerzten Schnorcheltages auf einmal ziemlich schlecht ging. Richtig mit so gemeinen und angsteinfloessenden Symptomen wie Atemnot und schlimmen Nackenschmerzen. Im Wartesaal des Klinikums beruhigte uns ein Amerikaner damit, dass er das kenne und dass die Symptome binnen Stunden abklingen wuerden. Doch daraus wurde leider nichts, da die medizinische Behandlung, zwei Spritzen dicksten Kalibers links und rechts in den Ruecken mit wer weiss was drinne, ihr endgueltig den Rest gaben, sodass sie voellig erschoepft auf der Insel zurueckblieb.

Das Foto zeigt uebrigens den Blick aus unserem gemuetlichen Hostel, so gemuetlich, dass wir es zwei Tage kaum hinaus schafften.


Ein gar nicht so schuechterner Kolibri






New York - the city that never sleeps.

Seine Wolkenkratzer liegen tausende Kilometer entfernt. Deswegen suchen wir Zuflucht im Schatten der Skyline von Panama City. Nein, eigentlich gar nicht, denn wir wohnen im Casco Viejo, dem historischen Teil der Stadt, dessen Haeuser, schnieke Bauten im Kolonialstil, oft nur noch aus den broeckelnden Fassaden bestehen, hinter denen sich alle moeglichen Sorten von Gruenzeugs zu schaffen macht. Das hat seinen ganz eigenen Charme.
Einige Gebaeude sind aber noch so dreidimensional wie eh und beherbergen zwielichtige aber auch unerreicht guenstige Unterkuenfte, wie auf dem Bild zu erkennen, in denen man von einem gelangweilten Transvestiten an der Rezeption begruesst wird, ein Einbeiniger einem auf der Treppe entgegengehumpelt kommt und jeder Blick in offene Tueren Einblick in die wildesten Leben gewaehrt.
Die Zimmer eher so etwas wie nach oben geoeffnete Sperrholzwandkonstrukte, sehr luftig und laut und zusammen mit dem halbherzig in der wackligen Tuer versenkten Schraeubchen, an welches sich das Schloss klammert, nicht der Ort, an dem wir ruhigen Herzens unsere spaerlichen Habseligkeiten sicher waehnen. Daher spannend hin, spannend her, Umzug.

Nachdem wir gestern durch Lektuere im Internet ueber fuer Touris unsichere Barrios und durch den wiederholten Rat Einheimischer, die einem immer wieder davon abrieten weiter in bestimmte Richtungen zu gehen - es scheint hier ne Menge Raeubernasen zu geben - haben wir uns gestern das komplette Dekadenzprogramm gegeben. Nicht nur teure Taxifahrten vom und zum teuren und nutzlosen Panamakanalbesichtigungspunkt inklusive fuer Nichtingenieure todlangweiligen Durchschleusen eines Schiffs (bloeder als Kanu umtragen am Wehr) waren mit vom Programm, sondern auch der Besuch eines Fast-Food-Etablissemengs und das stundenlange Flanieren durch ein Riesenluxuseinkaufszentrum mit anschliessendem Kinobesuch (trashiges Hollywoodkino versteht sich). Herrlich.
Jetzt sind wir reif fuer Quito und genau da gehts morgen frueh auch hin.
Henk und Yak