Ecuador also. Schon der Anflug war spektakulaer. Nicht etwa, weil die beleibte panamaische Reisebueroleiterin neben mir, die mindestens die Haelfte meines Platzes mitbezahlen haette muessen, mir in anderthalb Stunden die tiefe Symbolik hinter den Motiven und Farben ihrer Visitenkarte erklaerte. So packend das auch war, es hielt mich leider weitgehend davon ab, die irre Stadt Quito, umgeben von sieben Vulkanen, weit ausgestreckt ueber mehrere Taeler und zum Teil von schroffen Abhaengen durchzogen, aus mehreren hundert Meter Hoehe zu geniessen. Noch kurz vor der Landung musste man sich wundern, wie der Pilot denn wohl inmitten der zahllosen einstoeckigen Haeuser zu landen gedachte, als wir dann kurz darauf auf der Landebahn mitten in der Stadt aufsetzten, fragten wir uns nur noch nach den Mietpreisen fuenf Meter unter der Einflugschneise.
Quito von unten gestaltete sich dann wieder wie alle groesseren Staedte zweischneidig: einerseits eine wunderschoene Altstadt voll mit Kolonialkloetzen und ein paar huebschen Kirchen, garniert mit Hundertschaften von uniformierten Schulkindern und diversen bauchnabelhohen, krummen Indioomis mit Hut.
Andererseits unser Hostel, in dem sich das uebliche feierwuetige Travellervolk einfand und dessen Party- und Groehllust jeden Montag, Mittwoch und Freitag mit 12 Litern gratis Rumcola (80% Rum, 20% Cola) ins Unermessliche gesteigert wurde. So mussten die vollkommen nicht an 2800m Hoehenluft gewoehnten und mueden Protagonisten dieser Geschichte um 5.00h morgens ihr ehrenwertes Vorhaben, um 22.00h ins Bett gegangen zu sein, verfluchen, als nach vielen schlaflosen Stunden und zwei heldenhaften und mir sonst ganz und gar unangenehmen und noch dazu sehr freundlichen Versuchen, um Ruhe zu bitten, ein vollkommen besoffenes Irenmaedchen anfing, traditionelle irische Volksweisen zu jodeln oder jaulen.
Das war allerdings nicht das wirklich Stoerende, zumal die Folgetage wesentlich ruhiger verliefen. Anstrengend waren die Raeuberpistolen ueber die Umgebung des Viertels, in dem unser Hostel wie auch die meisten anderen Absteigen gelegen waren. Der ein oder andere Bewohner unserer Unterkunft war schon unfreiwillig ein paar Dollar leichter gemacht worden und das nicht allzuweit von der Haustuer entfernt. Daher stuermten Henni und ich forschen Schrittes und mit aengstlich wandernden Augen in Windeseile um den Block, wenn es galt, sicher zum koestlichen Steakhouse um die Ecke zu kommen. Schwer vorstellbar schien es bisweilen, dass in diesem lebhaften Partyviertel Gefahr drohen sollte und genauere Nachfragen ergaben, dass die Opfer entweder stockbesoffen waren oder gutglaeubig genug, sich von zwielichtigen Gestalten fuer den Konsum einer HipHopperzigarette in ein dunkles Hintergaesschen locken zu lassen. Dussels.
Trotzdem war es schoen, aus der Metropole entfliehen zu koennen. Zum ersten Mal fuer einen Ausflug an den Aequator, fuer den Aequador ja so bekannt ist, um mit einem Bein auf der einen, mit dem naechsten auf der anderen Hemisphere umherzustolzieren. Leider ziert diesen Tourimagneten ein potthaessliches Monument sowie eine aus dem Boden gestampfte ganze Stadt von Souvenirlaeden und Imbissen, obendrein befindet sich der Aequator in Wirklichkeit wohl gut und gerne 240m weit von der orangenen Linie entfernt, auf der die/wir Touris uns ablichten lassen haben. Trotzdem war es ein lustiges Gefuehl und wen kuemmern schon kleinmuetige GPS-Daten.

Der zweite Ausflug begann letzen Donnerstag und dauerte bis gestern, Sonntag. Eine zweistuendige Fahrt brachte uns ins gemuetliche Otavalo, wo Samstags wohl einer der groessten Maerkte Suedamerikas statt findet. Auch wenn dieser Markt im Wesentlichen auf die Touristen ausgerichtet ist, vom spannenden Tiermarkt (nichts fuer PETA- oder WWF-Mitglieder) und einem kleinen Krimskramsmarkt am Rande abgesehen, war es doch in den Tagen vor dem Markt sehr einfach, das Weite vor unseren Mitgringos zu suchen. Eine kurze Fahrt mit einem lokalen Bus brachte uns in Spazierreichweite des Parque del Condor, einem Reservat fuer bedrohte Raubvoegel aus aller Welt, insbesondere jedoch dem Schutze des maechtigen Symbols der Andenstaaten, dem Condor, gewidmet. Auf dem Weg dorthin brachten uns drei vergnuegte Schulkinder mit ihren Papierfliegern, die ich ihnen oder sie mit ihnen entweder aus Straeuchern oder Strassengraeben fischen durfte, in Stimmung fuer alles was fliegt. Ausserdem fuehrte der Weg durch die herrlichsten Andenaussichten, sogar den ersten Schnee bekamen wir aus der Ferne zu sehen. Auch wenn die Viecher dann selber leider alle in relativ kleinen Gehegen hockten, waren sie doch recht eindrucksvoll und im Fall einer Eulenarten recht lustig anzusehen. Der Condor ein echtes Geraet, kam auch gleich ganz nah rangeflogen, um sich darauf dann leider wenig fotogen stundenlang das Gefieder zu putzen, sprich seinen haesslichen Kopf unter seinen Federn zu verbuddeln.


Der Hinweg lieferte uns in Form eines jungen Maedchens zudem noch den Hinweis auf den groessten Schwimmwettbewerb des Landes (im offenen Wasser), ein garantiert tourifreies Erlebnis der Spitzenklasse, dass wir am kommenden Morgen besuchten. Der Gewinner brauchte fuer die 3800m im eiskalten Wasser 45.irgendwas Minuten, keine Ahnung ob das gut ist. Gut war jedenfalls der Rummel drumherum.
Den Souvenirmarkt liessen wir uns dann natuerlich auch nicht nehmen, schliesslich geht es in grosse Hoehen, allein heute auf 3800m, weswegen wir uns mit allerlei spottbilligen Wollartikeln ausruesteten, um jetzt lamagleich aller Kaelte trotzen zu koennen.

Den letzten Abend verbrachten wir mit einem kulturellen Event der etwas brutaleren Art: Durch den Tiermarkt so vorzueglich auf Gewalt gegen Tiere eingestimmt, folgten wir der Empfehlung (!) des Lonely Planet guide, sich am Samstag Abend einen traditionellen Hahnenkampf anzusehen. Nicht um die pickenden Gockel solle es da gehen, vielmehr um das ganze Spektrum menschlicher Emotionen der (wettenden) Menschen am Rande der Arena. Tja, liebe Reisefuehrerschreiber, leider scheint euch nicht immer klar zu sein, was fuer einen Einfluss ihr mit der Erwaehnung solcherart Geheimtipps in Millionenauflage habt: Da an dem Abend ausserdem noch der vorletzte Programmpunkt des vierzehntaegigen Stadtfestes statt fand, kamen kaum15 locals, die von mindestens 20 milchgesichtigen Reisefuehrerlesern ueberboten wurden. Uns und ein sehr nettes deutsches Paar, das wir vor der Arena kennen lernten, eingeschlossen. Im Innern, erste Reihe, hatten wir leider nur noch wenig Gelegenheit, uns weiter zu unterhalten, da mir so ein kleiner, stockbesoffener Mechaniker fuer die naechsten anderthalb Stunden mit seinem lallenden Spanisch das Hoechste an Konzentration abverlangen sollte. Nicht jedoch, ohne Henni in einem mir und ihr wohl auch unbekannten Mass an Intensitaet und Wiederholung als "bellissima", "lindissisma", "muy preciosa" und zur Kroenung, Achtung, jetzt kommts, mindestens zwanzig mal als "Barbie" (!!! /%$())???) zu bezeichnen (inkl. mehrere Glueckwuensche mit Handschuetteln an mich, den stolzen Eroberer), was sich im Laufe des Abends und hoffentlich auch auf meinen Protest hin in "princesa" verwandelte. Aber alles ohne schmierigen Hintergedanken, wie er zu versichern nicht muede wurde.
Der Kampf selber war so unspektakulaer wie eklig. Wir hatten - nein, zu Hennis Ehre - ich hatte zusammen mit Michael und Katrin, unseren Bekanntschaften des Abends, 5$ auf eines der mickrigen Haehnchen gesetzt, dessen Besitzer direkt hinter uns sass. When in Rome...hatte ich eigentlich gedacht als ich mich fuer diese Wette entschied, als aber im Folgenden die zwei Voegelchen anfingen, wie wild aufeinander herumzupicken und (zumindest unser Favorit) am Ende nur noch blutueberstroemt und hechelnd sich die Pickerei gefallen liessen und mir als Einzigem (welch schreckliche Metapher!) ein Spritzer Hahnenblut auf die Hand flog, hatte ich genauso sehr wie Henni grosse Lust abzuhauen. Immerhin endete der Kampf, bevor unser Champion sich entgueltig in Stuecke hacken liess, Anscheinend ein Sieg nach Punkten fuer den anderen Hahn. Und noch verrueckter, dass wir im Anschluss vom Besitzer des Verlierers noch 10$ ausgehaendigt bekamen. Ein Grund mehr, um den Laden zu verlassen, bevor man den mutmasslichen Irrtum bemerkte.

Die naechste Etappe beginnt in Latacunga, suedlich von Quito, von wo aus wir jetzt ein bis zwei Tage in die Pampa zum Lake Quilotoa verreisen werden, der soll naemlich ausserordentlich schoen sein.
P.S: die Kommentarfunktion ist nun fuer jedermann zugaenglich, d.h. man muss sich nirgendwo anmelden.
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SEHR GEILE FOTOS - RESPEKT
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