Sonntag, 7. September 2008

Blogpflege

Liebes Blog,

hoechste Zeit fuer ein paar panamaische Anekdoten.
Nicht jedoch, ohne zuvor noch eine nachdenkliche Geschichte aus dem regnerischen und kuehlen Heredia noerdlich von San Josè zu erzaehlen, die sich waehrend unseres dreitaegigen Aufenthalts dort ereignete. Die Naechte in Heredia verbrachten wir im Hotel Colonial . Nicht etwa, weil uns der Name der Unterkunft kolonialen Gringoluxus versprach, sondern, weil der Reisefuehrer es als die billigste Absteige auswies. In der Tat musste man wissen, wo man zu suchen hatte, denn das winzige rostige Schild ueber der Tuer haette man sonst nie gefunden. Das Zimmer, schlicht und in Ordnung, grenzte ebenso wie das Gemeinschaftsbad an das Wohnzimmer der Familie der Hotelbesitzer, welches seinerseits an die Kueche grenzte. Dies ist insofern von Interesse, als dass es bedeutete, dass man jedes Mal, wenn man das Zimmer verliess, sei es fuer den Toilettengang oder einfach nur, um das Hotel verlassen zu muessen, durch die Raeumlichkeiten dieser Familie musste, die zwar an sich sehr freundlich war, leider aber neben einer Handvoll Goldfische, die in einer furchtbar trueben Bruehe ein nicht minder truebes Dasein fristeten, auch eine Art Cockerspaniel besassen, dessen innige Liebe des ersten Abends - und das ist das Schlimme - ohne Vorwarnung am zweiten Tag in blinden Hass gegen mich umschlugen, der sich ungerechterweise tatsaechlich nur gegen mich, den Hundefreund, nicht aber gegen die Hundekritikerin Henni richtete. Von diesem Zeitpunkt, das heisst, nach einem Vermittlungsversuch der Gastfamilie, der in einem Biss in meinen Finger seitens des Spaniels endete, wurde jeder Gang aus und in das Zimmer zur Nahtoderfahrung, naja zumindest fast. Nicht nur hatte man es mit einer - das Bild zeigt es - Hoellenbestie zu tun, die bei Sichtkontakt bellend, knurrend und, wenn man nicht schnell genug war, beissend auf einen zugeprescht kam, auch wenn das Viech scheinbar in anderen Raeumen verweilte, musste man stets in Angst zur Toilette schleichen, ungewiss, ob man auf dem Rueckweg freie Bahn haben wuerde. Tatsaechlich konnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass der Koeter unser Zimmer belagerte: fast immer, wenn man vorsichtig die Tuer einen Spalt oeffnete, sass das Monstrum auf dem Sofa gegenueber und blickte aus boesen Augen zu einem herueber, um kurz darauf, siehe Bild, zum Angriff ueberzugehen. Und ich musste mich vor der Familie komplett zum Affen machen, wenn ich die Nase durch den Tuerspalt steckte, um die Lage zu ermitteln, oder, um die Flucht anzutreten, wenn der Hund unvermittelt um die Ecke gepest kam. Seitdem ist mein sonst so tadelloses Verhaeltnis zu Hunden deutlich geschaedigt.


Nachdem wir das Kapitel Heredia erfolgreich, das heisst, die zwei Freunde, die ich zu besuchen vorhatte, besucht habend, wenn auch hundetechnisch unversoehnt abgeschlossen hatten, fuhren wir auf dem schnellstmoeglichen Wege Richtung Panama.
Der Grenzuebergang wurde zu Fuss mittels einer rostigen, alten Eisenbahnbruecke zu Fuss unternommen und durch geschicktes Reinfallen auf den Tourifallenbus fuer teuer Geld schafften wir es noch am gleichen Abend auf die Isla Colòn der Inselgruppe Bocas del Toro. Dort brauchte es zwei Tage, die wir mit Lili, einer schweizer Freundin, die wir bereits aus Santa Teresa kannten und zufaellig im Bus wieder getroffen hatten, verbrachten, bis wir feststellten, dass es auf dieser Insel ausser teurem Essen, Rasta hier Rasta da und dem ewigen "Ey, where you goin`? Red frog beach, playa Wizard?" und aehnlichen Transportangeboten nicht viel zu holen war. Deswegen fuhren wir per Boot zur Isla Bastimentos, die fuenf Wasserminuten vom ganzen Tourirummel entfernt ein herrliches karibisches Dorf beherbergt, mit Horden spielender Kinder, im Schatten sitzenden Mamas, bunten Haeusern und keinem, der einem die ganze Zeit was andrehen will. Lili war inzwischen ausgeschieden, da es ihr nach einem nur kurzen aber flaechigen Intermezzo mit einer fiesen Qualle waehrend unseres hierdurch abgekuerzten Schnorcheltages auf einmal ziemlich schlecht ging. Richtig mit so gemeinen und angsteinfloessenden Symptomen wie Atemnot und schlimmen Nackenschmerzen. Im Wartesaal des Klinikums beruhigte uns ein Amerikaner damit, dass er das kenne und dass die Symptome binnen Stunden abklingen wuerden. Doch daraus wurde leider nichts, da die medizinische Behandlung, zwei Spritzen dicksten Kalibers links und rechts in den Ruecken mit wer weiss was drinne, ihr endgueltig den Rest gaben, sodass sie voellig erschoepft auf der Insel zurueckblieb.

Das Foto zeigt uebrigens den Blick aus unserem gemuetlichen Hostel, so gemuetlich, dass wir es zwei Tage kaum hinaus schafften.


Ein gar nicht so schuechterner Kolibri






New York - the city that never sleeps.

Seine Wolkenkratzer liegen tausende Kilometer entfernt. Deswegen suchen wir Zuflucht im Schatten der Skyline von Panama City. Nein, eigentlich gar nicht, denn wir wohnen im Casco Viejo, dem historischen Teil der Stadt, dessen Haeuser, schnieke Bauten im Kolonialstil, oft nur noch aus den broeckelnden Fassaden bestehen, hinter denen sich alle moeglichen Sorten von Gruenzeugs zu schaffen macht. Das hat seinen ganz eigenen Charme.
Einige Gebaeude sind aber noch so dreidimensional wie eh und beherbergen zwielichtige aber auch unerreicht guenstige Unterkuenfte, wie auf dem Bild zu erkennen, in denen man von einem gelangweilten Transvestiten an der Rezeption begruesst wird, ein Einbeiniger einem auf der Treppe entgegengehumpelt kommt und jeder Blick in offene Tueren Einblick in die wildesten Leben gewaehrt.
Die Zimmer eher so etwas wie nach oben geoeffnete Sperrholzwandkonstrukte, sehr luftig und laut und zusammen mit dem halbherzig in der wackligen Tuer versenkten Schraeubchen, an welches sich das Schloss klammert, nicht der Ort, an dem wir ruhigen Herzens unsere spaerlichen Habseligkeiten sicher waehnen. Daher spannend hin, spannend her, Umzug.

Nachdem wir gestern durch Lektuere im Internet ueber fuer Touris unsichere Barrios und durch den wiederholten Rat Einheimischer, die einem immer wieder davon abrieten weiter in bestimmte Richtungen zu gehen - es scheint hier ne Menge Raeubernasen zu geben - haben wir uns gestern das komplette Dekadenzprogramm gegeben. Nicht nur teure Taxifahrten vom und zum teuren und nutzlosen Panamakanalbesichtigungspunkt inklusive fuer Nichtingenieure todlangweiligen Durchschleusen eines Schiffs (bloeder als Kanu umtragen am Wehr) waren mit vom Programm, sondern auch der Besuch eines Fast-Food-Etablissemengs und das stundenlange Flanieren durch ein Riesenluxuseinkaufszentrum mit anschliessendem Kinobesuch (trashiges Hollywoodkino versteht sich). Herrlich.
Jetzt sind wir reif fuer Quito und genau da gehts morgen frueh auch hin.
Henk und Yak

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