Samstag, 17. Januar 2009

Incamallorca


Wein sei Dank: ein frueher Klogang bringt den Genuss
des Morgengrauens



morgens...


nachmittags...



abends...




heil´ger Muessiggang:



wir sind nicht die Einzigen!




Blick vom Balkon

Nahe der Grenze zu Perú liegt der Ort Copacabana. Grosser Name fuer einen mittelmaessig interessanten Ort. Immerhin liegt er am blauen Titicacasee, hat billige Unterkuenfte und einen Hafen, der die Sonneninsel, die Isla del Sol, in Reichweite bringt.
Nach zwei windigen Stunden im Boot kamen wir dort an und wurden sofort nach Bezahlung der Inseleintrittsgebuehr von einer Welle Anbietern ueberschwemmt, die Armbaendchen, Muetzen und Unterkuefte an den Mann zu bringen hatten.
Voll bepackt und keuchend quaelten wir uns die Incatreppen hoch in den Ort und schuettelten alle Verkaufsexperten ab bis auf einen kleinen Jungen, der uns fuer das Hostal seiner Familie begeistern wollte. Der war allerdings sehr anstaendig: als wir die Unterkuft seiner Eltern fuer zu teuer befanden und uns weiter oben umsehen wollten, begleitete er uns weiter und fuehrte uns in unsere bisher billigste Unterkunft in ganz Bolivien, die zudem noch mit dem besten Blick der ganzen Insel ausgeruestet war: Hostal Illampu. Beeindruckt von dieser offenbar komplett uneigennuetzigen Begleitung wollten wir uns erkenntlich erweisen und gingen mit ihm in den Kiosk um die Ecke, wo er sich was Suesses aussuchen sollte. Geradezu verdaechtig niedlich wurde es, als der arme Irre sich ausgerechnet einen billigen Apfel aussuchte statt Schokolade und wir ihn noch zu einem Twix ueberreden mussten, damit ihm nicht die Gelegenheit mit dem netten Gringoonkel eine lebensgefaehrliche Vitaminvergiftung bescherte.
Zwei lustige Hippies, die an einem der Wege ihren Schmuck (an Henni) verkauften, verrieten uns das glueckbringende Geheimnis ihrer schwarzgefaerbten Zaehne: Tetrapakwein fuer 1 Euro den liter und Cocablattkauen. Beide Taetigkeiten uebernahmen wir sehr gerne von ihnen und fuellten die kommenden Tage mit wenig mehr als weinselig, mit tauber Cocabacke und angenehm gekuehlt durch den Wind, (und dadurch umso tueckischer verbrannt werdend), dem Lauf der Sonne ueber die nach ihr benannte Insel zu folgen. Sei es auf der Terasse des Hostals in den merkwuerdig unbequemen Stuehlen oder auf einem kleinen Feld auf der der Bucht zugewandten Seite der Insel. Weder das wohl viel unberuehrtere Dorf auf der anderen Seite, noch die Inkaruinen, noch die wunderschoenen Wanderungen ueber die Insel oder die naehegelegene Isla de la Luna erregten dabei unser Interesse. Stattdessen starrten wir den ganzen Tag zufrieden auf das Tiefblau des Sees und ab und zu in die Ferne auf die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real unter einem etwas weniger tiefblauen Himmel.
Jeden Nachmittag kamen neue Touristen, blieben fuer einen halben Tag und machten den Fehler, gleich wieder abzuhauen. Vier Stunden Bootsfahrt fuer vier Stunden Aufenthalt.
An den Hoehepunkten unseres Tatendranges spazierten wir eine halbe Stunde auf einen seichten Huegel, der den hoechsten Punkt der Insel darstellt und immerhin ueber viertausend Meter ueberm Meer hoch ist oder klaubten rostige Blechdosen aus einem alten Lagerfeuer und spielten Dosenwerfen. Viel mehr war nicht drin.
Als wir einen Abend aus der gemuetlichen Einsamkeit in unserem verlassenen Hostal geholt wurden, sprich Gesellschaft bekamen durch drei nette Reisende, hatten wir am naechsten Morgen die einmalige Gelegenheit, einen echten Tetrapak-Hoehenkater auskosten zu koennen. Nicht unbedingt besser als in der norddeutschen Tiefebene. Ausserdem liefen wir eines sonnigen Nachmittags dem ewigen SelloSimon ueber den Weg, einem munteren Gesellen aus Bayreuth, dessen Gesellschaft wir komischerweis mit monatelangem Abstand jemals einmal in Ecuador (Baños), Perù (Cuzco) und Bolivien geniessen durften, ohne uns je dazu verabredet zu haben.
Nach vier Tagen auf der Insel waren wir sehr froh um den Berechnungsfehler bezueglich des einzig festen Termins, den wir fuer die ganze Reise angesetzt hatten, den Beginn der Famulatur: Irgendwie hatten wir uns verguckt und kurz vor Bolivien festgestellt, das wir noch einige Tage mehr Zeit hatten als erwartet, die auf der Isla del Sol bestens investiert waren.

2 Kommentare:

dmat hat gesagt…

Heya!

Coole pics! Ich habe lange nicht mehr nachgeschaut, und wollte auch sicher sein das ihr beide noch lebt! ;)
Scheint ja alles ganz gut zu sein... allerdings habe ich noch nichts gelesen (da fehlt die zeit wenn man 2 Monate nicht mehr geguckt hat :P )
Freue mich schon auf das wieder sehen im märz! Euch beiden noch eine schöne restliche zeit.

lg
Matthis

Jakob hat gesagt…

hallöleeee,

dat war jetzt echt ganz schön viel zu lesen, bin gerade wieder aufgetaucht aus euerer welt und hab festgestellt, dass ich wieder in der bib sitze...besser nicht mehr aufwachen in zukunft;-)
wie ich sehe gehts euch pudelwohl und kokblätterkauen, scheint ja auch weniger nebenwirkungen zu machen als der wein.
hat mich auch gefreut, dich mit der tollen sonnenbrille zu sehen, jakob. meine brust schwillt vor stolz...
freu mich auch schon sehr, euch weltenbummler bald wieder hier zu umarmen.
gruzibuzi