
Aus Quilotoa gehts runter auf schlappe 1800m nach Baños. Die Luft ist fast zu dick zum Atmen, wie Sirup im Vergleich zu da oben. Dennoch sind wir sehr aktiv, genau wie der Vulkan, an dessen Fuss der Ort gelegen ist und der die heissen Quellen waermt, nach denen er benannt ist.
Einen Tag kraxeln wir (Henni heldenhaft mit Flipflops) 1200m nach oben, um uns den Vulkan von Naeherem zu betrachten, was eine dichte Nebelwand uns leider untersagt, den naechsten schwingen wir uns auf Mountainbikes, um entlang eines von zahlreichen schmucken Wasserfaellen gespeisten Flusses, der in einer seitlich der Strasse tief abfallenden Schlucht verlaeuft (s. Bild) ein paar Stunden bergabzugondeln. Ueber jeden Meter bergauf, wann immer wir wirklich strampeln muessen, sind wir entruestet. Das stand nicht im Fuehrer. Aber so wird es immerhin zu einem sportlichen Ereignis im weitesten Sinne.

Einen weiteren Tag, jedes Mal gestaerkt durch ein herrliches Fruehstueck mit wirklich guten Broetchen, absolutes Novum, besuchen wir das "animal prison", wie der oertliche Zoo auf der Karte beworben wird. Der ist nicht nur spannend an einen Berghang mit Blick in eine weiteres steiles Tal gebaut, sondern es schien auch, als mache es einen Unterschied, die Tiere im gleichen hinter Gittern zu sehen, in dem sie einem theoretisch auch ohne Gitter ueber den Weg laufen koennten.

Nach vier Naechten lechzen wir wieder nach Hoehenluft und die bekommen wir reichlich: Weltrekord (persoenlicher) - 5000m hoch. Davon sagenhafte 150 Hoehenmeter aus eigener Kraft, den Rest zum Glueck per Taxi. Wir haben Glueck und bekommen sogar einen ziemlich fantastischen Blick auf den Chimborazo, den Berg den man bis 1856 oder so (Henni Andrews - Recherche und Archiv - die jetzt ebenfalls eingetragene Autorin dieses blogs ist, liefert noch die genauen Daten) fuer den hoechsten der Welt hielt und der mit seinen 6310m dieses Amt zwar lange nicht mehr inne hat, dessen Gipfel aber troestlicherweise der am weitesten entfernte Punkt vom Erdmittelpunkt ist - wegen der Beule, die die Erde am Aequator hat.


Der Weg bis zum Gipfel haette uns sicher auch keine Probleme bereitet (anders als all denjenigen, derer am Fusse des Berges mit Steintafeln gedacht wurde), leider fehlte es aber am noetigen Equipment, das war alles.
Der Chimborazo sollte uns uebrigens dank blendendem Wetter auch die folgenden Tage noch begleiten, von ueberall, selbst aus grosser Ferne, leuchtete sein weisses Haupt noch auf einen herab. So zum Beispiel am Folgetag, als wir, an den wohl schoensten Tag in Kambbodscha uns erinnernd, an dem wir eine tagfuellende irre Fahrt auf dem Dach eines Zuges verbrachten, eine irre Fahrt auf dem Dach eines Zuges zu verbringen gedachten. Doch schon bei der Ankunft wurde klar, dass diese Fahrt ganz anders werden wuerde: Horden von Touristen zusammengepfercht auf dem Dach eines Zuges, Chipsverkaeufer und hartnaeckige Panfloetenspieler, schlimmer und schlechter als die vor Kaufhof, aetzend. Die Waggons, auf deren Daechern man sass, wurden nicht einmal wenigstens symbolisch mit irgend etwas wie Post, ein paar Rindern oder Dachlatten beladen, um wenigstens den Schein der Authentizitaet zu erwecken. Es ging nur um die Touris auf dem Dach.
Henrike und ich waren entsetzt und zeigten unseren Unmut, indem wir die Sitzkissen, die man uns fuer einen Dollar zusaetzlich zum ohnehin teuren Fahrschein verkaufen wollte, forsch ablehnten und unser Sitzfleisch die folgenden sieben Stunden stoisch mit stahlhartem Wellblech quaelten.
Der saucoole Schaffner stand auf dem wild schaukeldenen Zudach wie
ein Schilfrohr und zuckte keinmal mit der Wimper.

ein Schilfrohr und zuckte keinmal mit der Wimper.

Die Fahrt selber versoehnte einen allerdings wieder mit dem ganzen Unternehmen. Auch wenn die Fuelle der Fotolinsen, die vom Dach des Zuges herunterblinzelte und die teilweise wie Geisterbahnfiguren mechanisch und unentwegt winkenden Einheimischen einen etwas bescheuerten Eindruck machten, war die Landschaft, die man langsam, schaukelnd und mit kreischenden Gleisen durchfuhr, jeden Cent wert. Die Narìz del Diablo allerdings, die das Ziel der Fahrt sein sollte, diese Teufelsnase also musste einem wirklich ausdruecklich als solche gezeigt werden, denn sie hatte genauso viel mit des Teufels Nase zu tun wie jedweder Steinhaufen, um den sich der Zug vorher geschlaengelt hatte.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Ort namens Guaranda, an dem es nach dieser Nummer eine wohltat war, fuer zwei Tage der einzige Tourist zu sein, verliessen wir das Gebirge, um in einer ziemlich halbrecherischen Fahrt per Bus ueber Guayaquil nach Puerto Lopez zu gelangen, einem Ort an der Pazifikkueste, an dem wir jetzt ein paar Tage entspannen, bevor mein Bruder Lucas zu uns stoesst und wir auf Buckelwalfang gehen. Oder zumindest Buckelwale angucken, die lungern hier naemlich rudelweise rum.